Schneebruch

13.12.2020

Der Umbruch

Eines der zum Hof gehörigen Grundstücke liegt auf der Ostseite des Königsbergs. Trotz seiner Steilheit von oft über 70% wurde der Hang früher als Weingarten und zur Heugewinnung genutzt, zumindest bis 1978.

1978

Damals entschloss man sich, diese unheimlich anstrengende Bewirtschaftung durch eine bessere Alternative zu ersetzen. Die investierte Arbeit soll sich in einem Wertzuwachs wiederspiegeln und letztendlich ein am Hof verwertbares (Natur-)Produkt entstehen – auch wenn erst die nächste Generation diese Früchte ernten darf. Ein Wald muss her. Nach damaliger Praxis war die optimale Wahl ein Fichtenwald, streng im 2x2 Meter Raster gepflanzt.

Dezember 2020, 42 Jahre später

Es schneit, und zwar bei ungewöhnlich warmen Temperaturen. Der Obstgarten wird durch die an den Ästen anhaftenden Schneemassen zu einem weißen Skulpturenpark und die Schafe wundern sich noch darüber, wer denn plötzlich das ganze Gras versteckt hat, als es im Wald bereits zu krachen beginnt.

Wie auch an einigen Obstbäumen, geben Äste und insbesondere Baumwipfel nach. Ganz besonders anfällig sind schlanke Nadelbäume. Diese können sich bis zum Bruch unglaublich weit verbiegen, was ihnen aber nicht hilft, wenn der Boden aufgrund des viel zu warmen Dezembers nicht gefroren ist, und der ganze Wurzelballen nachgibt. Der betroffene Baum lehnt sich an seinen Nachbarn, der unter der doppelten Last erst recht nachgibt, und so legt sich der Großteil der Bäume gemeinsam schlafen.

Die erste Besichtigung, noch mit Tourenschi im tiefen Schnee, war ein Schock. Sofort taucht die Frage auf:

"Wie soll sich DAS bis zum Beginn der Borkenkäfersaison ausgehen?"

Es gibt nämlich etliche Umstände, die einem schnellen Vorankommen im Wege stehen:

  • Wir besitzen weder Rückewagen noch Kran, da die üblicherweise geringen Holzmengen solche Anschaffungen nicht rechtfertigen.
  • Das Schneiden unter hängenden Wurzelballen und teilweise verspannten Bäumen benötigt besondere Umsicht – Eile ist hier leider sogar oft tödlich.
  • Zuerst müsste ein Teil des Zufahrtswegs neu angelegt werden, was zwar ohnehin geplant war, aber verschoben wurde, da...
  • ... uns aus unerfindlichen Gründen unser Nachbar die Zufahrt über den seit mindestens 60 Jahren verwendeten Servitutsweg seit kurzem verweigert, und es ist absehbar, dass sich das Gerichtsverfahren länger ziehen wird als der Winter.

Doch lässt man den erwähnten Zeitdruck außer Acht, bringt die Situation auch einige positive Aspekte mit sich:

  • Die Bäume weisen Durchmesser im Bereich von 15 bis 30 cm auf, sind somit also gut als Bauholz nutzbar, welches wir für einen geplanten Zubau ohnehin benötigen. Dass wir vor kurzem ein Kleinsägewerk gekauft haben, fügt sich nun gut hier ein.
  • Früher als erwartet können wir daran gehen, aus der Fichtenmonokultur einen Mischwald zu machen. Eine Investition für die Umwelt und die nächste Generation.
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