Zugang im Maschinenpark

01.12.2022

Zugang im Maschinenpark

Entgegen allen Prinzipien zur Minimierung unseres ökologischen Fußabdrucks müssen wir einfach zugeben, dass ein Auto praktisch ist. Insbesondere, da die idyllische Lage unserer Nichterwerbsarbeit unter anderem mit sich bringt, dass die nächste Bushaltestelle mit sehr dürftiger Anbindung rund 2 km vom Hof entfernt liegt, und der nächste Bahnhof 10 km. Aber wenn man also ohnehin schon ein Auto besitzt, dann soll es auch gleich möglichst viele Funktionen am Hof übernehmen. Das von den Eltern übernommene „Kugerl“ (Citroen Xsara Picasso) funktionierte wunderbar für diverse Transportaufgaben und als Reisefahrzeug. Doch der fortschreitende Rostbefall ließ unsere Begutachtungsstelle zu einem Orakel werden, welches voraussagte, dass es im kommenden Jahr wohl kein Pickerl mehr geben wird. Es musste also ein neues Fahrzeug her.

Was soll’s denn sein?

Unser nächstes Fahrzeug soll natürlich alles bewältigen: von langsamen Geländefahrten – wenn notwendig mit vollem Anhänger im Retourgang bergauf, über Materialtransporte bis zur langen Fahrt in den Urlaub. Selbstverständlich soll es auch günstig in der Anschaffung und sparsam im Betrieb sein. Zugleich schlossen wir, aufgrund der vielen zu erwartenden Kurzstreckenfahrten mit kaltem Motor, einen Diesel aus.

Obige Aufzählung lässt bereits erahnen, dass das Angebot an solchen Fahrzeugmodellen überschaubar ist. Aber tatsächlich ließ sich ein vielversprechendes Modell ausmachen: der Jeep Renegade – quadratisch, praktisch, Allrad. Der sollte groß genug aber nicht zu schwer sein, geländegängiger als die üblichen Mode-SUVs aber auch autobahntauglich und als nicht allzu alter Gebrauchtwagen in einer vernünftigen Preiskategorie erhältlich. Bei unserer Suche kam jedoch erschwerend hinzu, dass es die eine Benzinmotorisierung mit Allrad nur als leistungsstärkstes Modell gibt. Mit dieser Einschränkung reduzierte sich das Gebrauchtwagenangebot österreichweit genau auf EIN Fahrzeug. Aber gut, wir brauchen ja auch nur eines.

Probefahrt und Kauf

Nach einer ersten Kontaktaufnahme ging es also ins schöne Burgenland, nach Oberwart, zur dortigen Vogl & Co Niederlassung.

Die dort vereinbarte Probefahrt versetzte uns in eine neue Welt. Ledersitze, 9-Gang Automatik und 170 Pferde unter der schon eher hohen Haube waren wir wirklich nicht gewohnt. Aber gut, man kann sich ja an vieles gewöhnen, und so vereinbarten wir nach einer kleinen Bedenkzeit den Kauf. Schließlich holten wir nach etwas Wartezeit und Papierkram unsere ganz vielen PS in weiß zu Beginn des Jahres 2022 ab.

Fahreindrücke

Ich, Georg, höre immer wieder die Worte „dein breites Grinsen“ vom Beifahrersitz, wenn es wieder einmal einen steilen Waldweg rauf oder mit vollem Anhänger aus einer nassen Wiese raus geht. Und ja, der Grinser IST breit, gepaart mit Freude und Erstaunen darüber, wie locker unser Cheep-cheep, wie wir ihn liebevoll nennen, die aus der Hofarbeit am Berg hervorgehenden Aufgaben bewältigt. Dabei war er den ganzen Sommer über sogar nur mit Sommerreifen ausgestattet. Als diese im Herbst gegen General Tyre Grabber AT3 getauscht wurden, verbreiterte sich der Grinser noch weiter.

Einige Highlights aus unserem ersten gemeinsamen Jahr:

  • Abtransport (bergauf) eines vollen Heuanhängers aus einer Wiese bei einsetzendem Regen (Sommerreifen)
  • Rückwärts rangieren eines Viehanhängers samt Inhalt bergauf auf unbefestigten Wegen und in halbhohem Gras (Sommerreifen!)
  • Ausgesprochen entspanntes befahren von Waldwegen, deren Steilheit schon Traktor-Mitfahrer:innen beeindruckt hat, auf wechselndem Untergrund von schlammig bis felsig mit dicker Blätterschicht – steile Haarnadelkurven inklusive
  • Materialtransporte auf herbstlichen Wiesen, also nassem Gras, teils gerade an der steilsten Stelle in spitzem Winkel über Wiesenkanten
  • Bester Durchschnittsverbrauch bei 50% Autobahn und 50% Landstraße: 6,1 l/100km
  • Angesichts der kantigen Form erstaunlich niedriger Verbrauch bei (legalem) Autobahntempo
  • Transport einer Kiste, die bei anderen verfügbaren Fahrzeugen (Nissan Qashqai, Audi SQ5) nicht durch die Heckklappe passen

Er tritt ein wenig, und dann geht nichts mehr - Werkstättenerfahrungen

Wie so oft im Leben läuft nicht alles perfekt. Beispielsweise die Automatik, die von Anfang an hin und wieder etwas ruppig hochschaltete. Zuerst dachten wir, dass ja ohnehin keine Automatik stets perfekt funktioniert, aber als die Stärke dieser Schläge bedenklich wurde, meldeten wir uns doch beim Händler. Dieser verwies uns sogleich an die Niederlassung in Leibnitz - ein sehr netter Zug, da Oberwart doch mehr als 10 Mal weiter von uns entfernt ist als Leibnitz.

Das Rucken stellte sich lediglich als Softwareproblem heraus, und so zogen wir nach kurzer Zeit mit einem butterweich schaltendem Cheep-cheep von dannen. Groß war auch die Freude darüber, mit welcher Selbstverständlichkeit dies im Rahmen der Gebrauchtwagengarantie des Händlers abgewickelt wurde.

Leider kam der nächste Frust schon kurz darauf, als wir gleich am Fuß unseres Berges liegen blieben. Nach dem Abschleppen fanden wir uns wieder in der Niederlassung in Leibnitz ein, wo wir die Gelegenheit ergriffen und gleich ein großes Service und die Pickerlüberprüfung vereinbarten. Der Defekt stellte sich als kaputte Zündspule heraus, doch im Rahmen der Begutachtung wurde auch Ölaustritt festgestellt, was eine wesentlich umfangreichere Operation nach sich zog. Dafür bot es sich an, den ohnehin schon freiliegenden Zahnriemen zu tauschen.

Spannend wurde es natürlich bei der Abrechnung. Doch auch dieses Mal wurden wir bestens behandelt. Von Anfang an wurde klar kommuniziert, dass die Zündspule und der Ölaustritt von der Gebrauchtwagengarantie abgedeckt sind, und was von uns ergänzend zu bezahlen ist.

Ein paar Impressionen

Leider findet man gerade in den spannenden Momenten kaum die Zeit, eine Kamera auszupacken und diesen Moment festzuhalten. Ein paar Aufnahmen gibt es aber doch, die zeigen, dass der Renegade nicht nur am städtischen Parkplatz und auf der Autobahn eine gute Figur macht, sondern auch bei diversen Arbeitseinsätzen rund um den Mainzhanslhof, wo waagrechte Flächen spärlich gesät sind.