08.05.2021
Neue Weiden für unsere Schafe
Das frische Grün lässt warten
Wir halten unsere Schafe bewusst ganzjährig auf der Weide. Das beansprucht allerdings die Grasnarbe und jegliches Grün, dass sich im Frühling langsam zeigt, wird sofort wieder weggeputzt. Dies, in Kombination mit dem “kältesten Frühling seit …”, wie man heuer in den Schlagzeilen liest, bedeutet, dass die Gräser und Kräuter auf unseren Weiden noch nicht wirklich in Schwung gekommen sind.
Grünlandpflege für Solaranlagenbetreiber?
Wir überlegten daher wieder einmal, unsere Schafe zur Grünlandpflege zu bewerben. Für die Umsetzung waren allerdings noch zu viele Fragen unbeantwortet.
- Wer würde die Dienste unserer Schafe wollen?
- Wie weit würden wir Sie transportieren wollen?
- Woher einen passenden Anhänger nehmen (bauen, kaufen, mieten,...)?
- Wie viel Mehraufwand wäre es für uns, die Tiere täglich besuchen zu müssen, um nach dem Rechten zu sehen?
- Welche rechtlichen/vertraglichen Aspekte müssten wir berücksichtigen?
Aber, warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
Durch eine anderweitige Kooperation ergab es sich, dass ein Nachbar uns für unsere Schafe eine kleine Wiesenfläche anbot, die er normalerweise mulchen lässt. Mit Freude erfüllt stellten wir bei ihm also schnell einen Elektrozaun auf.
Gut, “schnell” beschreibt die Dauer die es braucht, um aus dünnen Bäumen vom letzten Schneebruch, den wir aufarbeiten, Stipfel zu schneiden, diese anzuspitzen, mit je vier Isolatoren zu versehen, sowie die Zaunpfähle dann einzuklopfen, mit Weidezaunband zu bespannen, eine Erdung einzuschlagen und den Zaun unter Strom zu setzen.
Das Schaf-Training
Vor dem Umtrieb wurden die Schafe unter Beobachtung noch mit Elektrozaun vertraut gemacht, indem wir sie wiederholte Male auf entsprechend eingezäunte Flächen am Hof brachten. Neben dem E-Zaun-Training hatten sie so auch gleich zusätzliches Grünfutter und wir ersparten uns das Rasenmähen rund um’s Haus.

Das Hirten-Training
Nun mussten wir unsere Herde nur noch knapp 1 km von unserem Hof in die neue Weide bringen — vorbei an saftigen Wiesen der NachbarInnen. Wir hatten schon zuvor am Hof immer wieder mit Lockrufen und Lockmitteln geübt, sie als Herde zu führen, was schon ganz gut funktionierte. Doch so weit, auf öffentlichen Wegen und vorbei an fremden Grundstücken, war für uns alle neu.
Wir gingen also am Abend vor dem Umtrieb die Strecke ohne Schafe ab, um sicherzustellen, dass niemand der AnrainerInnen etwaigen Pflanzen hat, die geschützt werden müssten, und brachten auch ein Netz entlang der Grenze zu einem nicht immer ganz einfachen Nachbarn an.

3-2-1-Los!
Als der Umtrieb dann losging, nahmen wir Tresi, unser Leitschaf, an eine lange Leine um sie, und folglich die restliche Herde, davon abzuhalten, Reißaus zu nehmen. Als Motivation trugen wir vorne außerdem einen den Schafen vertrauten Kübel mit Mais. Hinten achteten wir darauf, dass kein Schaf zurück blieb.
Zu unserer Überraschung war der Umtrieb ein (fast) voller Erfolg. Nur Emmi, ein ehemaliges Flaschenlamm, das sich der Herde nicht ganz zugehörig fühlt, blieb eine Zeit lang zurück, fand aber mit unserer Hilfe den Anschluss wieder. In der neuen Weide angekommen, mussten wir dann feststellen, dass außerdem Elsa, unser derzeitiges Flaschenlamm, es bevorzugte, an den Himbeerstauden am Hof zu naschen und die ihr aus den ersten Lebenswochen vertraute Küche zu besuchen, anstatt mit uns mitzukommen.

Werbung mit Wirkung
Abgesehen davon, dass die Schafe frisches Grün in rauen Mengen bekamen, entwickelte sich dieses Umtriebsspektakel zu einem wahren Weiden-Boom, aber das ist eine andere Geschichte.